Gasthäuser mit einem historischen Bezug gibt es sicherlich viele. Meist sind sie an alten Handelswegen entstanden. Manche rühmen sich auch mit bekannten Persönlichkeiten, die dort tatsächlich oder angeblich zu Gast waren. Nichts von alledem trifft auf die Gaststätte Schaper zu. Dieses Haus hat deshalb eine besondere Bedeutung, weil es die Entstehung des Ortes Hämelerwald in entscheidender Weise beeinflusste: Es ist das erste privat erbaute Haus.

In der Hämelerwalder Ortschronik von Otto Bode wird die Geschichte dieses Hauses knapp dargestellt. Es heißt dort, dass 1847 der Landwirt Siemering vom Gut Adolfshof bei der Königlich Hannoverschen Eisenbahn um einen „Anhalt am Hämeler Walde“ bat. Die Bitte wurde abgelehnt. Begründung: Ohne ein Wohnhaus keine Haltestelle.

Siemering baute daraufhin neben dem Schienenstrang ein Gasthaus, direkt am Weg von Equord nach Sievers­hausen. Nun gab die Bahn dem erneuten Antrag statt, ließ die Züge hier halten und errichtete ein Stationsgebäude.

 

Bode u. a. geben als Baujahr des Gasthauses1848 an. Andere Quellen deuten darauf hin, dass es wahrscheinlich älter und damit sicher das erste Gebäude in einer bis dahin men­schenleeren Wildnis ist.

Über Größe und Aussehen des ursprünglichen Hauses gibt es bis jetzt keine sicheren Erkenntnisse. Fest steht aber, dass sich bei umfangreichen Erweiterungen sehr viel verändert hat. Späte­stens seit 1848 wurde das Gebäude gastronomisch genutzt; Besitzer und Pächter wechselten oft.

Im Laufe der Jahre entstanden nach und nach weitere verstreut liegende Häuser. Holz- und Getreidehändler, Handwerker und zwei Ziegeleien siedelten sich in der Nachbarschaft an. Die Bahnstation und besonders das Gasthaus waren dabei immer das Zentrum der 1864 gegründeten Gemeinde Hämelerwald.

Das Lokal an der Bahn hatte schon bald einen offensichtlich viel genutzten Saalbau. Inzwischen bestehende Vereine konnten hier ihre Feste feiern und Versammlungen abhalten. Für Theater-Aufführungen war sogar eine kleine Bühne vorhanden.

 

Auch regional bedeutsame Ereignisse fanden im damaligen „Düwelschen Gasthaus“ statt. 1884 wurde hier die General­teilung des Hämeler Waldes vollzogen. Dadurch war nun endgültig festgeschrieben, dass die Gemeinde Hämelerwald keinerlei Anteile am Wald hat.

Im November 1888 gründeten sportbegeisterte junge Männer im Gasthaus am Bahnhof einen Turnverein — den „MTV Häme­lerwald von 1888“. Der Vereinswirt stellte Saal und Hof für den Übungsbetrieb zur Verfügung.

Aus dem frühen 20. Jahrhundert sind die ersten Fotos des Gasthauses erhalten. Das Gebäude hatte schon zu dieser Zeit weitgehend sein heutiges Aussehen. Eine uralte Linde neben dem Haus gab dem Betrieb damals den Namen: „Gasthof zur Linde“. Auf dem Hof befanden sich zusätzliche Wirtschafsräume und Stallungen. Von diesem Bau blieb nach einem Brand in den 70er Jahren nur ein kleiner Rest stehen.

 

Im Jahre 1922 kaufte der Gastwirt Karl Nieschlag das stattliche Anwesen und übernahm selbst die Bewirtschaftung, jetzt „Gasthof zum Bahnhof“. Zum Angebot gehörten außer dem Saal mit Kegelbahn ein Klubraum und sogar Fremdenzimmer.

Karl Nieschlag hatte ein gutes Verhältnis zur Jugend und zum Sport. Turner und Fußballer fanden deshalb in seinen Räumen für Jahrzehnte eine Heimstatt. Die gerade gegründete „Jung­ge­sellschaft Hämelerwald“ feierte im Mai 1929 ihr erstes Schützenfest auf Nieschlags Grundstück.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Minna führte Karl Nieschlag das Lokal in guten und weniger guten Zeiten bis Anfang der 50er Jahre. Nach 30 Jahren gastronomischer Tätigkeit zogen sie sich zurück und verpachteten Gaststätte und Saal.

Als die Pachtzeit abgelaufen war, gab es 1963 eine bedeutsame Veränderung: Nieschlags Tochter Margarete Schaper über­nahm mit ihrem Mann Fritz den Betrieb. Gleichzeitig kehrte die beliebte und allseits bekannte „Tante Minna“ Nieschlag aus dem Ruhestand zurück.

Unter der Regie des Tischlermeisters Fritz Schaper waren die folgenden Jahre von umfangreichen Bau­maßnahmen geprägt:

• Bau einer Toilettenanlage im Haus

• mehrfache Umgestaltung und Erweiterung der Gaststube

• Einbau einer neuen Kegelbahn im Saal

• komplette Neugestaltung des Saals

• Anbau einer Saal-Erweiterung mit Doppelkegelbahn

Diese Investitionen brachten einen enormen Aufschwung. Die Gaststätte wurde wieder zum regelmäßig aufgesuchten Treff­punkt für Junge und Alte, viele Vereine nutzten den Saal für Ver­sammlungen, und die Kegelbahn war selten frei. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Kegelclubs. Besondere Be­kannt­­heit erlangte die Küche durch „Tante Minnas Brat­kartoffeln“ und die beliebten Jägerschnitzel.

Die Eheleute Schaper gaben aus Altersgründen 1972 das Geschäft auf und verpachteten es erneut. Innerhalb weniger Jahre wechselten die Pächter mehrfach. Namen wie „Merlin 2“ und „Diskothek Railroad“ gehören in diese wirtschaftlich nicht besonders erfolgreiche Zeit.

Am 1. September 1982 übernahm der jetzige Inhaber Klaus Schaper das elterliche Anwesen. Er baute zuerst den Saal nach und nach zu der etliche Jahre gut besuchten Diskothek „Sounds“ um. Seit Aufgabe der Diskothek stand der Saal einige Jahre ungenutzt und drohte zu verfallen. Durch aufwendige Renovierungen ist daraus ein schmucker Festsaal geworden.

 

Das Jahr 2007 ist für das Haus mit der ehemaligen Hausnummer 1 ein Jubiläumsjahr:

• 85 Jahre im Familienbesitz

• 25 Jahre Inhaber Klaus Schaper

In eigener Sache:

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